Sonntag, 7. Juni 2009

Tonspuren

Offensichtlich ist es notwendig geworden, Reportagen mit einem Soundtrack zu unterlegen. Mal ziemlich gespürlos, mal passend. Auch Nachrichten werden scheinbar relevanter oder aufregender (warum wohl?), als wäre diese Gleichzeitigkeit im täglichen, realen Leben ebenso gegeben. Was sie bei der Allgegenwärtigkeit von Musicplayern und Kopfhörern in gewissem Sinne schon sind. Trotzdem fordere ich die allmähliche Reduktion dieser Unterlegungen. Sie nerven, gaukeln eine Relevanz vor, die nicht gegeben ist und führen zu einem sensorischen Overload, der uns nicht gut tut.

Sonntag, 24. Mai 2009

Das "Haider"-Baby


Was ist denn das? Was versucht man uns denn da im Kern zu verklickern? Weder wird das Baby den Familiennamen Haider tragen, noch ist es ein Kind eines Haider. Versucht man uns hier eine Art Dynastie zu verkaufen, eine Art geistiger Erbfolge? Und das in einem Blatt, dessen Herausgeber (die Fellner-Brüder) einst mit ihrer Jugendzeitung "Rennbahn Express" als Vorfeldorganisation der Sozialistischen Partei Österreichs auftraten. Hier fehlt es wirklich an geistiger Trennschärfe, am Willen genau hinzusehen und unterbuttert alles mit österreichisch-raunziger Ist-eh-alles-wurscht-Mentalität.

Samstag, 23. Mai 2009

Manifest zur Gestaltenden Kunst


Haltet ein ihr Künstlerinnen und Künstler! Niemand braucht eure Künste heute, ihr braucht euch nur mehr selbst!
Es ist im Sinne einer
Neuorientierung der Kunst in unserer Kultur notwendig geworden, alle weiteren Produktionen, die niemanden berühren und nichts bewegen (außer Geld) so lange zu unterlassen, bis wieder das dringende Bedürfnis danach entstanden ist.

Stop and desist, artists! Nobody needs your work, you only need yourselves!
In behalf of a Re-Orientation of Art within our culture it became necessary to stop further production that doesn't touch or move anything other than money till a new compelling longing for it arises.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Urteilen ist leicht, aber …

… in gewisser Weise besteht zwischen dem Hochzeits-Massaker vor einigen Tagen in der Türkei und einem beliebigen Schüler-Amoklauf in der westlichen Kultur nicht genügend Unterschied, dass eine der beiden Kulturen sich über die andere überlegen fühlt. Beide Vorkommnisse sind Anzeichen einer kaputten Gesellschaft, die es nicht schafft entsprechende Weichen zu stellen, damit diese Vorkommnisse ein Ende haben.

Dienstag, 5. Mai 2009

Meinl International Power


Bereits die äusserst billige Design-Qualität des Logos der Meinl International Power liesse jeden Beobachter ahnen, dass ihre Gründer auf Investitionen in die Zukunft keinen Wert legen sondern auf möglichst kurzfristige Take-The-Money-And-Run-Mentalität. Vertrauen in ein Unternehmen kann mit diesem lächerlichen Design unmöglich aufgebaut werden. Nur die Gier auf möglichst schnelle Kohle kann hier jeden Hausverstand getrübt haben.
Und die aktuellen Ereignisse um dieses unselige Unternehmen geben meiner Kritik recht.
Offensichtlich wurde hier ohne jegliche professionelle Beratung und Anspruch auf Originalität ein Logo in Heimarbeit gebastelt und einer kritikunfähigen Öffentlichkeit präsentiert. Kann diese Vorgangsweise im entferntesten auf Sorgfalt oder Weitsicht deuten?

Da krieg ich aber was


Und nur damits nicht in Vergessenheit gerät, möchte ich protokollarisch und als Zeitzeuge festhalten: Da war eine Zeit (vermutlich war das im Jahr 1998), als Österreichs Kulturpolitiker noch nicht ganz so weit waren (das Projekt aber höchstwahrscheinlich bereits planerisch und finanziell recht weit gediehen), dass Hermann Nitsch wieder einmal vor der Fernsehkamera anlässlich eines runden Geburtstages zugegen war (was als Voraussetzung immer bedeutet, dass man auf einer Einladungsliste steht, die von beflissenen Redakteurinnen und in Tateinheit mit Künstlermanagern erstellt wird).
Und dort wurde er offensichtlich über seine zukünftigen Pläne gefragt, was er mit gekonnt gekränkter Mine und gespieltem Selbstbewusstsein folgendermaßen beantwortete:
"… denn wenn ich jetzt nicht bald ein eigenes Museum bekomme, ist wohl meine gesamte Arbeit umsonst gewesen."
Wie wir uns alle überzeugen können, wurde dieser von Selbstüberzeugtheit getragene Herzenswunsch in einer ehemaligen Pflugfabrik in steinerne Realität gegossen und wir alle dürfen Zeuge davon sein, dass es genügt, eine einzige Idee nur oft genug zu wiederholen, dass selbst simple Geister wie niederösterreichische Politiker sie für wichtig genug halten um sie zukünftigen Generationen als finanzielle Bürde und zu erhaltende Kultur-Substanz aufhalsen.

Foto: (c) Andreas Tischler

Montag, 4. Mai 2009

Im Moment …

Die Finanzkrise ist eine Vertrauenskrise. Das sagen alle Banker und die Wall Street sowieso.
Das macht die Finanzkrise im Kern zur Glaubenskrise.
Wir glauben, dass alles nicht mehr funktioniert. Doch es gibt noch soviel Benzin wie vorher und durch die Turbinen fließt soviel Wasser wie immer. Das Korn wird am Acker wachsen wie bisher und die Schweine im Stall. Haare werden sprießen und Mikroben in den Achselhöhlen, die man mit Deo bekämpfen kann.
Wieso also funktioniert es nicht, wenn wir ebenso alle weitermachen wie bisher?
Es gibt nur einen Grund: Es ist wieder mal Schafscherzeit. Diesmal global und wirklich Big Time. Und wir sollen glauben, dass alles bisherige nicht mehr funktioniert.
Natürlich müssen wir aufhören zu glauben, dass wir von heute auf morgen mit von der Bank gepumptem Geld ein Haus, ein S.U.V. haben können und einen 103-Zoll-Plasma-Fernseher. Aber das war auch bisher nicht Glaubensfrage sondern reiner Schwachsinn und diente nur dem Zweck, dass den Schafen der Pelz schneller wächst.
Und wir brauchen nicht nur glauben, dass alles weiterwächst und die Krise einmal wieder auch zu Ende gehen wird, sondern sollten auch wissen, dass unsere guten Hirten im Moment sehr, sehr, sehr viel billige Wolle vom Boden aufheben, wohin die Schafe es vor Angst fallen lassen.

(Text mit freundlicher Genehmigung der Propellerkuh)

Wie sich die Wesenszüge gleichen …

Wir alle erinnern uns an das dramatische Ableben des Kärntner Volkshelden und Landesvaters Jörg Haider und die Begleitumstände dabei. Und ich bin sicher, Wolfgang Ambros war (vielleicht nur privatim und nie in einem Konzert, deren eines ich nie besucht habe) einer der wortstärksten und lautesten Gegenspieler. Und doch gleichen einander die Bilder ihrer privaten Lebensweisen. Nicht vermutlich was die sexuellen Präferenzen betrifft, sondern den Umgang mit dem Konsum der alles locker machenden Volksdroge Alkohol.
Insgesamt waren und sind sie beide heuchlerische Maulhelden, die die stumpfe Gutgläubigkeit ihres Publikums zu eigenem Profit benutzen.